Im Sommer 2021, nach mehr als einem Jahr zu Hause vor Computerbildschirmen und nach einer echten Sehnsucht nach Live-Begegnungen, hat der Verein „Jaunimo debatai“ ein Programm mit drei Initiativen gestartet. Wir sind stolz darauf, dass wir im Rahmen des Projekts „Tavo žodžio vasara“ (dt. „Sommer deines Wortes“) von Juni bis September erfolgreich mehr als hundert Schüler*innen in sechs Schulen aus verschiedenen litauischen Städten besucht haben, dass wir vier öffentliche Debatten organisiert haben und dass wir im Rahmen unserer Sommerakademie wieder einmal erfolgreich ein ganzes Wochenende lang diskutiert, gelernt und debattiert haben.
Selbstbildung und die Fähigkeit, sich an konstruktiven Debatten über komplexe Themen zu beteiligen, sind der Weg nicht nur zur persönlichen, sondern auch zur politischen Entwicklung. Während der Coronavirus-Pandemie hat die ganze Welt die Zeichen gesehen, die angeblich die Schwächen der Demokratie kennzeichnen: Die Unfähigkeit, allen Bürgern Sicherheit zu bieten, die Langsamkeit der Entscheidungsfindung, die wachsende Spaltung zwischen verschiedenen Gesellschaftsgruppen und der allgemeine Rückgang des Vertrauens in das demokratische System. Während des Projekts „Tavo žodžio vasara“ war es für unseren Verein von entscheidender Bedeutung, diesen demokratiekritischen Diskurs zu bewerten, die Bedeutung der Resilienz bzw. Widerstandsfähigkeit in verschiedenen Gemeinschaften zu diskutieren und zu entscheiden, ob die Demokratie im Allgemeinen den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen ist. Wir glauben, dass die Teilnahme an den diesjährigen Sommerveranstaltungen von unserem Verein jungen Menschen in Litauen nicht nur geholfen hat, einen Einblick in die Arbeit staatlicher Institutionen zu gewinnen, sondern ihnen auch die Möglichkeit gegeben hat, sich aktiv an der Gestaltung des öffentlichen Raums zu beteiligen, sie zu sozialen Aktivitäten inspiriert und ihnen geholfen hat, neue Freunde zu finden.
In Zusammenarbeit mit der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Vilnius haben wir von Juli bis August eine Reihe von Diskussionsveranstaltungen „Demokratie heute“ organisiert. Die Initiative zielte darauf ab, offene und tiefgreifende Diskussionen über grundlegende Fragen der litauischen Gesellschaft anzuregen: „Ist es schlecht, von der Demokratie desillusioniert zu sein?“, „Muss ein Bürger gesellschaftlich engagiert sein?“ und „Sollten wir Intoleranz tolerieren?“. Die Veranstaltungsreihe bestand aus drei Debatten in litauischen Großstädten zu Schlüsselthemen der Demokratie (Wissen über die Demokratie, bürgerschaftliches Engagement und Toleranz), an denen jeweils zwei Experten – Politiker, Journalisten, Akademiker usw. – und zwei junge Menschen teilnahmen, die die Ansichten der jüngeren Generation in einer „Hören-Verstehen-Antworten“-Debatte vertraten. Wir freuen uns auch über den Erfolg der Podiumsdebatte – „Die Zukunft der Demokratie liegt in unseren Händen. Wie sollten wir sie aufbauen?“ – die diese einmonatige Debattenreihe abschloss. Weitere Informationen: DEMOKRATIE HEUTE.
Ebenfalls im August haben wir – in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Litauen und der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) in den baltischen Staaten – die schon zur Tradition gewordene Sommerakademie des Vereins organisiert. Wir sind uns bewusst, dass die Frage „Ist das Interesse des Staates im Interesse seiner Bürger?“ immer schwieriger zu beantworten ist – vor allem, wenn man die Ereignisse in einem der Nachbarländer Litauens beobachtet –, daher haben wir die Frage nach einem demokratischen System und einer bewussten (resilienten) Gesellschaft diskutiert. Die Akademie, welche vom 13. bis 15. August stattfand, brachte mehr als 30 junge Menschen aus dem Land in der Familienresidenz von Präsident Antanas Smetona zusammen, die die Möglichkeit hatten, an Diskussionen mit Prelegenten wie dem ehemaligen stellvertretenden Energieminister Rytis Kėvelaitis, dem Journalisten Skirmantas Malinauskas oder der „mindfulness“-Lehrerin Janina Sabaitė-Melnikovienė teilzunehmen. Weitere Informationen: SOMMERAKADEMIE 2021.
Und im Herbst tauchte das Team des Vereins – zusammen mit mehr als 150 Schülern aus sechs litauischen Schulen – in „Seimas Insider“ ein: Eine experimentelle, lehrende Simulation des litauischen Parlaments. Den ganzen Herbst über trafen sich Mitglieder unseres Vereins mit Schülern aus fünf verschiedenen Städten (Vilnius, Kaunas, Kėdainiai, Birštonas und Trakai), um über ein Thema zu diskutieren und Lösungen zu finden, das für die internationale litauische Gemeinschaft von großer Bedeutung ist – die Frage der Legalisierung von der mehrfachen Staatsbürgerschaft. Weitere Informationen: SEIMAS INSIDER.